Eggensberger in Füssen

5. Jun 20

Schlafen wie ein König – diese Tricks helfen

Foto: www.gesundes-bayern.de / ©Andreas Eggensberger

Andreas Eggensberger, Sie leiten das Biohotel Eggensberger, die Kurklinik Eggensberger und das Therapiezentrum Eggensberger in Füssen und sind spe­zia­lisiert auf Schlafstörungen. Gesunder Schlaf ist etwas, was manchen Leuten in diesen unsicheren Corona-Zeiten vermutlich ziemlich fehlt, oder?
Man muss unterscheiden zwischen organischen und nicht-organischen Schlafstörungen. Organische Schlafstörungen sind Probleme wie das Restless-Legs-Syndrom, Schlaf-Apnoe, Schilddrüsenfehlfunktionen und Ähnliches mehr. Nicht-organische Beschwerden dagegen beruhen entweder auf einer Funktionsstörung, das ist zum Beispiel der Fall bei Frauen in der Menopause, oder sie sind psychosomatischer Natur. Das heißt, die Menschen haben – wie jetzt mit Corona – Sorgen, fixe Gedanken, Stress und nehmen all das abends mit ins Bett, wo es den erholsamen Schlaf verhindert oder stört.

Woran weiß man denn überhaupt, ob man erholsam geschlafen hat?
Das ist eine sehr subjektive Wahrnehmung. Die Schlafdauer allein ist kein Indiz. Man kann es daran ablesen, wie erholt man morgens aufwacht. Wie leistungsfähig man während des Tages ist. Ob man sich tagsüber hinlegen muss, sich müde oder deprimiert fühlt. Deprimiertheit rührt übrigens oft von Unausgeschlafenheit her.

Und was lässt sich gegen solche psychosomatischen Schlafstörungen tun?
Man muss dazu sagen, dass eine echte Schlafstörung erst vorliegt, wenn die Beschwerden mindestens vier Wochen lang fortdauern. In unserer Klinik bieten wir die Kur „Schlaf wieder gut“ an, die am besten funktioniert, wenn sie drei Wochen lang durchgeführt wird. Wir bedienen uns dabei der Kneippschen Naturheillehre und verbinden Kneipp-Anwendungen mit Massagen, Bewegung, gesundem Essen, Gesprächen und einer gesunden Schlafumgebung.

Was gibt es für Tipps für Menschen, die Corona-bedingt vielleicht nur kurzfristig schlecht schlafen und trotzdem etwas dagegen tun wollen?
Zunächst einmal empfehle ich vor dem Zubettgehen kalte Beinwaschungen nach Kneipp. Denn zum Einschlafen braucht der Körper eine ein Grad niedrigere Kerntemperatur als normal. Wenn dem Menschen aber ständig Gedanken im Kopf herumgehen, erreicht der Körper diese Temperatur nicht und Schlaflosigkeit ist die Folge. Mit Wasser lässt sich das Problem lösen: Einfach die Beine mit Hilfe eines Waschlappens mit kaltem Leitungswasser abwaschen. Dann aber nicht abtrocknen, sondern das Wasser auf der Haut trocknen lassen. Was jetzt passiert, ist, dass der Körper auf den kalten Reiz reagiert, indem er die Haut wieder aufwärmt. Diese Hauterwärmung fördert aber wiederum die Senkung der Kerntemperatur. Das gleiche Prinzip liegt dem Tipp mit der kalten Schlafumgebung zugrunde. Schlafzimmer dürfen auf keinen Fall zu warm sein, weil der Körper sonst keine Wärme an die Luft abgeben kann.

Was kann man noch tun?
Für gleich nach dem Aufwachen empfehle ich Wechsel-Armgüsse. Toll, wenn Sie einen Schlauch haben. Lassen Sie erst richtig schön warmes Wasser, gern bis zu 40°C, in einem angenehmen Strahl ohne großen Druck über Ihre Arme laufen. Erst über den rechten, dann über den linken. Dann machen Sie das Ganze noch mal mit eiskaltem Wasser. Anschließend wiederholen Sie die gesamte Prozedur. Das wirkt viel intensiver als ein reiner Kaltwasserguss und geht das Schlafproblem von der anderen Seite aus an: Es lässt Sie wachwerden, weckt die Lebensgeister!

Was für Tipps haben Sie noch für müde Schläfer?
Wer schlecht schläft, sollte auf den Mittagsschlaf verzichten, auch wenn die Vorstellung einladend ist. Aber der Mittagsschlaf lässt den Schlafdruck sinken, und abends wird das Einschlafen dann umso schwieriger. Außerdem ganz wichtig: Gerade in diesen Zeiten schlechter Nachrichten sollte man möglichst abends keine Fernseh-Nachrichten mehr sehen. Das regt auf und hinterlässt den Eindruck von Machtlosigkeit. Man geht dann ins Bett mit diesem Gefühl, dass in der Welt alles schiefgeht und man nichts dagegen tun kann. Jedenfalls nicht an diesem Abend. Das ist fürs Einschlafen nicht gerade hilfreich. Lieber die Zeitung lesen. Das tut erstaunlicherweise viel besser. Auch fürs Essen gilt: lieber keine schwere Kost abends. Aber bitte auch nicht zu viel Salat und Rohkost! Die brauchen nämlich acht Stunden, bis sie richtig verdaut sind und halten den Magen daher nachts auf Trab. Den Salatteller also lieber tagsüber genießen.

Was machen Sie selbst, wenn Sie nachts wach liegen?

Es gibt drei Hauptfelder von gestörtem Schlaf: Entweder kann man nachts nicht einschlafen, oder man wacht mitten in der Nacht auf und wälzt sich stundenlang hin und her, oder man wacht sehr früh wieder auf und kann nicht wieder einschlafen. Bei mir bewährt sich in jeder dieser Situationen tatsächlich die kalte Beinwaschung. Wobei eines wichtig ist: Wenn man davor schon geschlafen hat, bloß nicht das grelle Deckenlicht anmachen. Viel besser ist eine schöne Salzkristalllampe im Bad, mit rotem Licht, das an den Sonnenuntergang erinnert und den Melatoninspiegel erhöht.

Füssen ist ja „the place to be“, wenn es um Schlafstörungen geht. Wie hat sich der Allgäuer Kurort denn diese Kompetenz erworben?
Wir sind schon lange bekannt für unsere Kneipp- und Naturmoor-Therapien und für unser gutes Hochgebirgs­klima. Als wir dann überlegt haben, wie wir die Kneipp-Naturheillehre zeitgemäß einsetzen können, kamen wir gemeinsam mit Prof. Angela Schuh von der Ludwig-Maximilians-Universität in München auf Angebote für Schlafstörungen, für die sich Kneipp bestens eignet. In unserem Kurzentrum helfen wir übrigens auch vielen Feuerwehrleuten und Polizisten, die durch den ständigen Schichtdienst oft Schlafprobleme bekommen. Und einige unserer Füssener Gastgeber besitzen die Zusatzqualifikation „Schlaflotsen“, sprich, sie haben eine Fortbildung zum Thema schlaffördernde Unterstützung und bieten Gästen Zusatzelemente wie Kissen-Menüs oder dunkle, ruhige Räume an.