Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen und Beitrag zum Umweltschutz
Beim Verpackungsmüll ist Deutschland
trauriger Spitzenreiter in Europa:
Mehr als 220 Kilogramm Verpackungsmüll fallen pro Jahr und Person an. Dass es auch anders geht, zeigt das BWMK: Das hessische Sozialunternehmen eröffnete im Sommer 2019 einen Unverpackt-Laden in Gelnhausen, im Dezember folgte ein zweites Geschäft dieser Art in Hanau.
In dem rund 80 Quadratmeter großen Ladenlokal im Zentrum der Brüder-Grimm-Stadt wurden bis vor Kurzem Sportschuhe verkauft. Nun duftet es nach Tee, Gewürzen und hausgemachtem Kleingebäck. Auch frische Edelpilze aus der Zucht des BWMK-Tochterunternehmens „Grün&Grün“ sowie Bio-Lebensmittel des Hofguts Marjoß sind erhältlich. Und noch etwas Besonderes wird dort angeboten: Deko- und Nutzartikel aus Holz, die mit einem speziellen Lasergerät angefertigt werden. Kunden können diese ganz nach ihren Wünschen herstellen und personalisieren lassen. Vom Schlüsselanhänger mit dem Firmen-Logo bis hin zur Wanduhr mit Motiven aus der Heimat – der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt.
Mehr als 250
Lebensmittel-Sorten
Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auf den Lebensmitteln: Die Unverpackt-Läden des BWMK bieten rund 250 verschiedene Sorten an Nahrungsmitteln: Hülsenfrüchte aller Art, diverse Mehlsorten, Getreide, Nudelvariationen, Müsli zum Selbstmischen, Süßigkeiten, Trockenfrüchte und vieles mehr. Naturreine Seifen, feine Kosmetik, Wasch- und Reinigungsessenzen runden das Sortiment ab.
Das Prinzip ist ganz einfach: Jeder Kunde bringt eigene Behältnisse mit, in die Lebens- oder Reinigungsmittel abgefüllt werden. Diese werden am Anfang jeder Einkaufstour leer gewogen. Sind die Dosen, Flaschen und Tüten dann gefüllt, wird beim erneuten Wiegen an der Kasse das Leergewicht abgezogen. Somit bezahlt man immer genau die Menge, die man sich selbst abgefüllt hat. Und wer spontan vorbeischaut und gerade keine eigenen Behälter dabeihat, kann im Laden Mehrwegverpackungen kaufen. So wird eine Menge an Einweg-Verpackungen gespart, die den Löwenanteil des Plastikmülls verursachen.Dass sich ein Sozialunternehmen wie das BWMK mit dem Thema „Unverpackt“ beschäftigt, hat nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Martin Berg einen einfachen Grund: „Umwelt- und Klimaschutz ist ein Thema, das aktuell viele Menschen berührt.“
Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen
Den sozialen Zweck mit dem Thema Umweltschutz zu verbinden, lässt viele Menschen direkt nachvollziehen, was nachhaltiges Zusammenleben in einer Kommune oder vergleichbaren menschlichen Gemeinschaft bedeuten kann.Teilhabemöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen zu schaffen sei das wesentliche Ziel des BWMK und seiner Tochterunternehmen. Gleichzeitig entstünden dadurch interessante Angebote und Dienstleistungen für die Bevölkerung und das Wirtschaftsleben in der Region. „Unsere Unverpackt-Läden in Hanau und Gelnhausen heißen nicht ohne Grund ,Mittendrin‘“, so Berg. „Damit machen wir erlebbar, dass Menschen mit Beeinträchtigungen dazugehören. Auch in der Berufs- und Arbeitswelt. Und ganz selbstverständlich mittendrin“. Daher befinden sich beide Ladenlokale im jeweiligen Stadtzentrum.
Die Unverpackt-Läden seien als Signal zu verstehen. Sicher könne das BWMK damit nicht im Handumdrehen die Plastikflut stoppen. Aber Lebensmittel ohne Verpackung zu verkaufen sei aktives Handeln im Sinne von Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Gleichzeitig entstehe ein interessantes Arbeits- und Lernfeld für Menschen mit Beeinträchtigungen. Mitten in der Stadt, mitten unter den Menschen.
Dabei spiele die sozialräumliche Orientierung eine wichtige Rolle, so Abteilungsleitung Anke Ebenbeck. „Hier in der Region gibt es einen lebendigen Dialog zum Thema Klimaschutz, Umwelt und Leben in der Natur. Viele Bürger im Main-Kinzig-Kreis und in Hanau sind dahingehend sehr aktiv und sensibilisiert – daher passt das Angebot der Unverpackt-Läden sowohl zur Nachfrage als auch zum Zeitgeist“, unterstreicht Ebenbeck.
Intern habe man sich sorgfältig auf das neue Arbeitsfeld vorbereitet, Seminare besucht und sich bei Betreibern bereits bestehender Unverpackt-Läden Tipps geholt. „Natürlich möchten wir die Läden auch nutzen, um unsere eigenen Produkte anzubieten“, so Ebenbeck. Mit der Bio-Lebensmittelproduktion besteht im BWMK langjährige Erfahrung: Seit 1999 ist das Hofgut am Rande des Spessarts in Steinau-Marjoß ein Bioland-Betrieb und wirtschaftet nach ökologischen Richtlinien. Nudeln, Honig, Wurst, Apfelsaft und weitere Bio-Genüsse sind selbstverständlich auch in den „Mittendrin“-Geschäften erhältlich. Und selbstverständlich dürfen auch die Bio-Eier nicht fehlen. Die bringen die natürliche Verpackung für ihren leckeren Inhalt schon selbst mit.